Weinlese 2025 – früher, schneller, herausfordernder
Die Weinlese 2025 befindet sich im Endspurt – und wir sind so früh fertig wie nie zuvor. Juffer, Müller-Thurgau und Rotweine haben wir bereits gelesen, die Keller füllen sich. Zwar haben uns viele Regentage zwischendurch ausgebremst, doch insgesamt läuft die Ernte in Rekordgeschwindigkeit.
Klimawandel verschiebt den Takt
Was früher undenkbar war, ist heute Realität: Während unsere Großeltern erst Anfang November mit der Weinlese starteten – Oma erzählt immer wieder, dass es in manchen Jahren erst am 4. November losging – stehen wir mittlerweile schon Anfang September in den Weinbergen. Höhere Temperaturen und längere Hitzephasen beschleunigen die Reife der Trauben enorm. Zuckerwerte steigen rasant, die Lese muss deutlich früher beginnen und in kürzester Zeit abgeschlossen werden.
Hinzu kommen Extreme: Wochenlang Sonne und Hitze, dann wieder anhaltende Regenperioden. Diese Schwankungen fordern nicht nur die Reben, sondern auch uns Winzer. Denn was im Weinberg schneller reift, gärt im Keller ebenso beschleunigt. Wir müssen Prozesse enger takten und flexibler reagieren als je zuvor.
Zusätzliche Hürden für Bio- und Demeter-Betriebe
Besonders herausfordernd ist diese Entwicklung für Betriebe, die nach Bio- oder Demeter-Richtlinien arbeiten. Da auf synthetische Pflanzenschutzmittel verzichtet wird, sind die Möglichkeiten bei feuchtwarmem Wetter stark eingeschränkt. Viele Regentage erhöhen den Druck durch Pilzkrankheiten wie Peronospora oder Oidium, und oft bleibt nur ein sehr enger Zeitrahmen, um die Reben gesund zu halten.
Dazu kommt: Wenn das Lesefenster sich verkürzt, braucht es eine gute Organisation, viele helfende Hände und schnelle Entscheidungen. Chemische „Notlösungen“ stehen nicht zur Verfügung – stattdessen sind Wissen, Erfahrung und nachhaltige Bewirtschaftung gefragt. Für Bio- und Demeter-Winzer ist das ein Balanceakt zwischen konsequenter Naturverbundenheit und den harten Realitäten des Klimawandels.
Ein Jahrgang mit vielen Facetten
Trotz aller Herausforderungen sind wir voller Vorfreude: Jeder Jahrgang bringt seine eigene Geschichte mit sich – und genau das macht den Wein so einzigartig. Auch 2025 wird ein Jahrgang der Gegensätze: Frühe Lese, schnelle Prozesse, viel Einsatz im Weinberg und im Keller. Am Ende aber steht hoffentlich das, was uns antreibt: Weine, die ihre Herkunft widerspiegeln und mit Charakter überzeugen.

