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Winter im Weinberg: Wundarmer Rebschnitt und erste Erfahrungen mit PIWI-Weinen an der Mittelmosel

Winter im Weinberg: Wundarmer Rebschnitt und erste Erfahrungen mit PIWI-Weinen an der Mittelmosel

Der Winter hat die Weinberge an der Mittelmosel fest im Griff. Nebel hängt über den Hängen, die Schieferböden sind kalt und ruhig, und die Reben stehen kahl in der Landschaft. Für viele sieht es so aus, als würde hier gerade nichts passieren – doch tatsächlich beginnen jetzt einige der wichtigsten Arbeiten des Jahres. Wir sind unterwegs zwischen unseren Rebstöcken, Schere in der Hand, konzentriert und achtsam. Es ist Zeit für den Rebschnitt.

Auf unserem kleinen Familienweingut arbeiten wir biologisch bzw. nach Demeter-Richtlinien. Das bedeutet für uns: Respekt vor der Pflanze, gesunde Böden und bewusster Umgang mit allen Eingriffen. Und genau deshalb setzen wir auf den wundarmen Rebschnitt.

Warum wundarmer Rebschnitt so wichtig ist

Der Rebschnitt bestimmt nicht nur, wie die Rebe im kommenden Jahr wächst, sondern auch, wie gesund sie langfristig bleibt. Jeder Schnitt ist letztlich eine Wunde – eine Schnittstelle, über die Pilzerreger in das Holz eindringen können. Besonders gefürchtet sind Holzkrankheiten wie Esca, Eutypa und Botryosphaeria, die die Leitungsbahnen zerstören und ganze Rebstöcke über Jahre hinweg schwächen oder absterben lassen können.

Während im konventionellen Weinbau teils chemische Hilfsmittel zum Schutz des Holzes eingesetzt werden, bauen wir im biologisch-dynamischen Weinbau auf das, was wir selbst beeinflussen können: achtsame Handarbeit und Prävention.

Wundarm bedeutet für uns:

  • kleine, saubere Schnittflächen

  • keine großen Kappschnitte

  • Schnittführung außerhalb der Hauptsaftströme

  • langfristige Planung statt jährlicher „Neubeginn“

So geben wir der Pflanze die Möglichkeit, Schnittstellen schnell zu überwallen und die natürlichen Schutzmechanismen zu nutzen.

Traditionelle Rebsorten – und ein Blick in die Zukunft

Unsere Weinberge sind geprägt von klassischen Moselreben:

  • Riesling, der bei uns auf Schiefer seinen mineralisch-präzisen Charakter entwickelt

  • Müller-Thurgau mit fruchtig-frischem Profil

  • Spätburgunder, elegant und feingliedrig

Diese Sorten begleiten uns seit Generationen. Aber die Zeiten ändern sich, und so ändern sich auch die Herausforderungen im Weinbau: mehr Wetterextreme, neue Krankheitsdruck-Situationen, nachhaltige Bewirtschaftung.

Darum haben wir uns entschieden, neue Wege zu gehen. In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal eine pilzwiderstandsfähige Rebsorte geerntet: Souvignier Gris, eine PIWI-Sorte.

PIWI steht für „pilzwiderstandsfähig“ – also Reben, die von Natur aus weniger anfällig für Krankheiten sind. Davon profitieren nicht nur wir, sondern auch unsere Weinberge, die Böden und die Insektenwelt:

  • weniger Pflanzenschutz

  • bessere Ökobilanz

  • stabilere Reben auch in schwierigen Jahren

Und natürlich auch: neue geschmackliche Möglichkeiten im Glas.

Erste Ernte – große Neugier

Die erste Ernte von Souvignier Gris war für uns etwas ganz Besonderes. Die Trauben haben uns schon beim Lesen überrascht: aromatisch, gesund und mit schöner Struktur. Jetzt liegen die Moste und jungen Weine im Keller, entwickeln sich in Ruhe – und wir warten voller Spannung darauf, wie sie sich entfalten.

Wird Souvignier Gris vielleicht eine echte Bereicherung für unser Weingut?
Wir sind optimistisch. Und wir freuen uns darauf, euch bald den ersten Jahrgang vorstellen zu können.

Winterruhe, Handwerk und Zukunft

Der Rebschnitt im Winter hat etwas Meditatives. Man konzentriert sich auf jeden einzelnen Stock, schaut, wo alte Schnittstellen sitzen, wie der Saftfluss verlaufen wird, welche Augen sich für den Austrieb eignen. Man hört das Knacken der Schere, spürt die kalte Luft und weiß gleichzeitig: Diese stille Arbeit entscheidet über die Vitalität des ganzen Jahres.

Wundarmer Rebschnitt ist für uns mehr als eine Technik. Er ist Ausdruck einer Haltung:

  • vorbeugen statt bekämpfen

  • schützen statt reparieren

  • verstehen statt dominieren

Im Einklang mit der Natur zu arbeiten bedeutet, die Prozesse der Rebe zu begleiten – nicht zu erzwingen.

Ausblick

In den kommenden Monaten werden wir weiter berichten:

  • Wie sich unsere ersten PIWI-Weine entwickeln

  • Welche Erfahrungen wir in den kommenden Jahren im Weinberg sammeln

  • Welche Unterschiede wir bei wundarm gepflegten Anlagen sehen

Wir glauben: Die Verbindung aus Tradition und Innovation ist der richtige Weg.
Riesling, Müller-Thurgau und Spätburgunder bleiben unsere Wurzeln – PIWIs werden unser Blick nach vorne.